Gütersloh (gpr). Die zehn Tonnen schwere königsblaue Tonne fügt sich aus luftiger Höhe präzise in den für sie vorgesehenen Platz ein. Der letzte von zwölf riesigen Kesseln ist auf dem #Areal im #Klärwerk #Putzhagen in #Gütersloh gelandet – ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zur vierten Reinigungsstufe. Mit dem Einbau der 4,15 Meter breiten und 7,50 Meter hohen Kessel nimmt das Millionenprojekt in der Hauptkläranlage Gestalt an. Gefüllt mit #Aktivkohle werden sie ab Frühjahr 2022 für eine bestmögliche Wasserqualität sorgen, denn das ist die Aufgabe der vierten Reinigungsstufe: die Beseitigung von Mikroschadstoffen, zu denen Schmerzmittelbestandteile wie #Diclofenac, #Antibiotika, #Röntgen-Kontrastmittelbestandteile aus den #Kliniken und #Arztpraxen, #Chemie- und #Industrierückstände gehören, mittels »Aktivkohlefiltration«.

5,4 Millionen Euro investiert die #Stadt in dieses Projekt, das 2016 einstimmig vom Rat beschlossen worden war und als Gesamtmaßnahme über das sogenannte »#ResA«-Programm vom Land gefördert wird. Das Geld ist gut angelegt, werden doch zurzeit rund 86 Prozent des in der Stadt anfallenden Schmutzwassers im Klärwerk Putzhagen gereinigt. Die übrigen 14 Prozent entfallen auf das Klärwerk Obere Lutter, das bereits eine vierte Reinigungsstufe errichtet hat.

»Dem Bau der vierte Reinigungsstufe gingen Versuchsphasen voraus, indem die Filtration über granulierte Aktivkohle erprobt wurde«, berichtet Karl-Heinz Schröder, Betriebsleiter des Klärwerks Putzhagen. Die Baumaßnahme selbst – auch logistisch eine Millimeterarbeit, bei der die Stadt vom Ingenieurbüro Atemis aus Aachen der Planungsgesellschaft »Hydro Ingenieure Düsseldorf« begleitet wird – begann Ende vergangenen Jahres und soll laut #Schröder voraussichtlich im April oder Mai 2022 in Betrieb genommen werden. Bis dahin ist noch einiges zu tun für die gut eingespielte Mannschaft vor Ort auf rund 1.600 Quadratmetern Fläche: #Rohrleitungen und Elektrik müssen verlegt werden, auch Wände und ein Dach stehen noch auf der To-Do-Liste. Gesteuert wird die Reinigung in den Stahl-Kolossen dann per #Computer in der »Schaltzentrale« oder auch per Tablet.

Aktivkohlefilter

#Aktivkohlefilter sind Filter, die Aktivkohle enthalten. Derartige Filter werden sowohl für die Behandlung und Reinigung von Gasen wie auch von Flüssigkeiten verwendet. Zweck ist die Entfernung von störenden Stoffen wie Staub, Schwermetallen sowie unerwünschten und giftigen Chemikalien aus Gasen oder Flüssigkeiten.

Mit der Verwendung von Aktivkohle in einem Filter werden unterschiedliche Aufbereitungsziele ermöglicht. Einerseits werden wie bei Filtern üblich ungelöste mechanische Partikel abfiltriert.

Aktivkohle besitzt eine sehr große innere Oberfläche, die gelöste Partikel adsorbiert. Der Kohlenstoff wirkt zusätzlich als Reduktionsmittel und kann Oxidationsmitteln wie Ozon und Chlor aus Abluft sowie Brauch- und Abwasser aufnehmen.

Bei der Filterung und Adsorption werden die zu entfernenden Substanzen von der Aktivkohle aufgenommen und in der Kohlenstoffmasse angereichert. Bei der Reduktion wird der Kohlenstoff im Gegensatz hierzu zum Teil bis zum Kohlenstoffdioxid oxidiert und damit verbraucht. Die Aktivkohlenmenge verringert sich und muss gelegentlich nachgefüllt werden. Allerdings kann Aktivkohle auch über katalytische Reaktionen zum Abbau und der Eliminierung von beispielsweise Chloraminen verwendet werden.

Durch Filterung aufgenommene Feststoffe erhöhen den Filterwiderstand und müssen durch Rückspülungen aus dem Filterbett wieder entfernt werden. Gegebenenfalls ist auch die Regeneration des Filters durch Waschen, Erhitzung oder Austausch der Aktivkohle möglich.

Durch Adsorption aufgenommene Substanzen reichern sich in der Kohle an. Je nach Aktivkohlentyp und der Art der adsorbierten Substanzen sind Anreicherungen von zehn bis etwa 20 Gewichtsprozent möglich, bevor es zu einem Durchbruch kommt. Erschöpfte Aktivkohle wird ausgetauscht. Die beladenen Massen werden entsorgt oder können aber auch thermisch wieder für eine Weiterverwendung aktiviert werden. Quelle: Wikipedia