Skulptur Projekt von Giuseppe Penone gestohlen, LWL Museum für Kunst und Kultur stellt Strafanzeige wegen Kunstraub und setzt Belohnung aus
Münster (lwl) Das Kunstwerk »Progetto Pozzo di Münster« (Brunnenprojekt für Münster), das der italienische Künstler Giuseppe Penone für die Skulptur Projekte 1987 auf dem alten Hörster Friedhof in Münster installiert hat, wurde gestohlen. Eine Anwohnerin meldete dem LWL Museum für Kunst und Kultur den Verlust. Da die Arbeit zuletzt am Montagnachmittag, 28. Februar 2022, gesehen wurde, muss die Skulptur in der Nacht oder am Dienstagnachmittag, 1. März 2022, entwendet worden sein. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur hat Strafanzeige erstattet, die polizeilichen Ermittlungen laufen. Hinweise zur Tat nimmt die Polizei unter Telefon +492512750 entgegen. Das LWL #Museum setzt eine Belohnung von bis zu 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise aus.
Das Werk »Progetto Pozzo di Münster« (Brunnenprojekt für Münster) besteht aus einem sieben Meter langen und über 1.000 Kilogramm schweren Ast aus Bronze, der von einem Stein gestützt und fest verankert auf der Rasenfläche des Hörster Friedhofs lag. Unterirdisch ist eine Brunnenanlage eingebaut. Aus dem Ast fließt Wasser in einen darunterliegenden, mit Pflastersteinen eingefassten Abfluss. Das Wasser rinnt aus einem in den Stamm hineingedrückten Handabdruck in das Brunnenloch und wird von dort wieder in den Ast gepumpt.
»Der Brunnen ist ein stilles Kunstwerk, das seit Jahrzehnten in den städtischen Alltag eingebunden ist. Der Diebstahl des Brunnens von Penone ist ungeheuerlich und wir hoffen auf weitere Hinweise der Anwohner am Hörster Friedhof«, so Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold. Das Werk sei eine der sowohl inhaltlichen als auch finanziell wertvollsten Arbeiten, die von den Skulptur Projekten in Münster verblieben sind. »Es ist eng mit seinem Ort und dessen Nutzer verbunden – erst kürzlich haben sich Anwohner für eine Patenschaft begeistert«, bestätigt Dr. Marianne Wagner, Kuratorin für Gegenwartskunst am LWL Museum für #Kunst und #Kultur.
Der Materialwert des Bronzeastes von Guiseppe Penone ist nicht sehr hoch. »Wir hoffen, dass die Vernunft siegt und das Kunstwerk wieder auftaucht«, so Arnhold. Da die Hoffnung alleine nicht reiche, setze das Museum eine Belohnung aus für einen Hinweis, der zum Wiederauffinden des unversehrten Bronzeobjektes führt.
Die Kuratorin steht in engem Kontakt mit dem Künstler und seinem Studio in Turin. Nachdem 2021 bereits ein Stück eines Seitenastes des Werkes in Münster abgesägt wurde, hatte das Studio einen Teilabguss anfertigen lassen, der in diesem Frühling hätte installiert werden sollen.
In der Geschichte der Skulptur Projekte wurden immer wieder Arbeiten gestohlen. 2007 wurde der Wohnwagen von Michael Asher entführt, einmal entwendeten Unbekannte die Gedenktafel von Ian Hamilton Finlay auf dem alten Überwasserfriedhof. 1987 wurde die gelbe Madonna von Katharina Fritsch während der Ausstellung direkt auf der Salzstraße gestohlen.
Die Verbindung von Mensch und Natur und deren Wachstums- sowie Zerfallsprozesse prägen das künstlerische Schaffen von Penone. Berühmt wurde er für seine Installation 1968: Penone fertigte einen Bronzeabguss seiner Hand an, wie sie einen Baumstamm umgreift. Diesen Abguss befestigte er am Stamm eines jungen Baumes, der fortan mit und um den Fremdkörper herum wachsen muss.
Das Leitbild des Baumes greift Penone auch für das »Progetto Pozzo di Münster« auf. Zudem arbeitet der Künstler in Münster mit den Aggregatzuständen flüssig und fest. Einerseits Wasser, das durch den Brunnen sprudelt, und andererseits Bronze, das flüssig in Form gegossen und erst durch Erstarren die Skulptur entstehen lässt. Wagner: »Auch der Baum symbolisiert für Penone Flüssiges, da er für ihn beweglich, weil wachsend ist. So hat Penone im Zusammenspiel der verschiedenen Materialien in seinem Brunnen in Münster einen ewigen Kreislauf geschaffen.«
1987 für die Skulptur Projekte angefertigt konnte das Werk »Progetto Pozzo di Münster« aufgrund fehlender finanzieller Mittel zunächst nicht angekauft werden. Erst 1995 erwarb das LWL Museum für Kunst und Kultur mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen die Brunnenskulptur und reinstallierte sie 1996 auf dem Hörster Friedhof.