Illis Literaturplausch: Was bedeutet »#Hochsensibilität« und wie gehe ich am besten mit ihr um?
- Aus »Wahrnehmungsfähigkeit: #Neurosensitivität. Die Kraft der #Hochsensitiven« von Patrice Wyrsch
Ilka Sundermann, Gründerin der Veranstaltungsreihe »Illis Literaturplausch« 4. Oktober 2023
Menschen mit hochsensibler Veranlagung werden auch als »highly sensitive person« bezeichnet. Bei ausgeprägt sensitiven Menschen ist das Nervensystem feinfühliger und das Gehirn empfängt und verarbeitet Stimuli detailreicher und nuancierter als üblich. Sinneseindrücke werden intensiver verarbeitet, was bedeutet, dass Hochsensible auch Eindrücke, Gefühle und Stimmungen wahrnehmen, die andere womöglich gar nicht bemerken. Dazu kommt, dass viele Hochsensitive in dem Bestreben, genauso leistungsfähig zu sein wie andere, oft Gewohnheiten, Denkmuster und Verhaltensmuster entwickeln, die ihrerseits eine überstimulierende Wirkung haben. #Hochsensitive haben oft die #Tendenz, sich selbst unter Druck zu setzen und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen nicht zu achten.
Nach Patrice Wyrsch, Autor des Buches Wahrnehmungsfähigkeit: Neurosensitivität. Die Kraft der Hochsensitiven, gibt es drei Typen von Hochsensitivität. Die »vulnerable Sensitivität« bedeutet, dass jemand auf negative Umweltreize (zum Beispiel das negative Verhalten eines anderen Menschen) auch emotional negativ reagiert und für positive Reize und Ereignisse (zum Beispiel ein Kompliment von einem anderen Menschen) nicht besonders empfänglich ist. Bei der »generellen Sensitivität« reagiert jemand sowohl auf positive als auch auf negative Reize und Ereignisse gleich stark. Bei positiven Reizen gibt es eine positive emotionale Reaktion und bei einem negativen Reiz eine negative emotionale Reaktion. Bei der »vantage Sensibilität« kann sich die Person von negativen Reizen emotional distanzieren, ist widerstandsfähiger gegenüber negativen Reizen und kann auf positive Reize emotional auch positiv reagieren.
Natürlich ist es in vielen Situationen von Vorteil, in der Lage zu sein, Stimmungen von Menschen schnell wahrzunehmen. In schwierigen Gesprächssituationen ist es mit dieser Fähigkeit viel einfacher, empathisch auf andere eingehen zu können. Aber es wäre manchmal auch wichtig, diese Feinfühligkeit für sich selbst zu nutzen, indem man mehr nach Innen schaut und auf sein eigenes Wohlbefinden achtet. Weniger mit den Antennen im Außen zu sein, was für Hochsensitive zur Überreizung und Verzettelung führt, sondern mehr bei sich zu bleiben. Wenn einem zum Beispiel eine Situation nicht guttut, sollte man sie einfach verlassen oder einen imaginären Schutzschild tragen, damit die Äußerungen einer anderen Person einen nicht so stark treffen. Bei einer #Provokation, die von einer anderen Person ausgeht, ist es ratsam, die Situation positiv umzuprogrammieren, indem man sich auf die »Dankbarkeit für den Moment« konzentriert. Gesprächssituationen als Übungsfelder zu betrachten, wäre eine Möglichkeit, dankbar für den #Moment zu sein.
Und was schwierige Unterhaltungen angeht, sollte man stets um ein freundliches und friedliches Klima bemüht sein und Diskussionen, die einen runterziehen, geschickt umgehen. Eine gute Reaktion wäre beispielsweise: »Ja, ich verstehe, was Du meinst, aber ich denke anders darüber. Ich will das jetzt nicht diskutieren angesichts einer so großartigen Torte.« Es ist möglich, seine Meinung zu sagen, ohne einen unnötigen Streit vom Zaun zu brechen. Und zu sagen, was man denkt, fühlt sich gut an. Mit einer Gegenfrage abzulenken, ist auch eine hilfreiche Methode, um nicht über ein unliebsames Thema sprechen zu müssen. In so einem Fall beispielsweise sagen: »Ach, reden wir nicht über mein Liebesleben. Wie war denn Dein Urlaub? Das interessiert mich viel mehr.« Wenn dann noch nachgebohrt werden sollte, wäre immer noch die Flucht aus der Situation mit dem Vorwand, dringend die Toilette aufsuchen zu müssen, eine Alternative.
Grundsätzlich ist es wichtig, als hochsensitiver Mensch einfach mehr darauf zu achten, was einem guttut und was nicht und entsprechende Konsequenzen daraus ziehen, um ein positives Lebensgefühl zu wahren. Außerdem wäre es wichtig die Interpretation der Wirklichkeit auch nicht als Wahrheit zu sehen, sondern nur als mögliche Interpretation von vielen möglichen. Das gilt auch für die Gedanken anderer Menschen. Was andere über uns denken ist nicht die Wahrheit, sondern nur die Interpretation dessen, was sie erleben. Und wenn einen wirklich interessiert, warum andere so schlecht gelaunt sind, kann man auch direkt fragen, ob das was mit einem zu tun hat. Viele #Gedanken sind in #Wahrheit bedeutungslos, verschwendete Zeit und bringen einen nur dazu, sich zu fühlen und zu verhalten, wie man es eigentlich nicht möchte. Sofort innerlich »Stopp« rufen und sich auf das Atmen konzentrieren. Einfach nur beobachten, was in einem vorgeht und nicht dem Handlungsimpuls blindlings folgen. Ein impulsives Handeln schadet einem oftmals. Am besten sucht man sich immer die Bedeutung der Ereignisse aus, die einem selbst am meisten nutzt und ein positives, energetisch höherschwingendes Gefühl gibt. Ständige destruktive Bewertungen, die zu negativem Verhalten führen, ständige Sorgen und zu viel Grübelei sorgen für eine niedrigschwellige Energie. Stattdessen einfach negative Gedanken kommen lassen mit Geduld, Akzeptanz und Freundlichkeit, sie nicht zu ernst nehmen und stattdessen das Herz öffnen für Vertrauen, Neugier und Freude an der Erfahrung. Auch vermeintlich negative Erfahrungen können für das persönliche Wachstum wertvoll sein. Als hochsensitiver Mensch braucht man viele Ruhepausen, um zu regenerieren, weil man mehr Reize aufnimmt und verarbeitet als andere Menschen. Um Stress zu vermeiden, wäre es gut, sich bei alltäglichen Dingen nur auf eine Sache zu konzentrieren und sie ruhig und nicht hektisch zu erledigen. Rituale und Struktur in den Alltag bringen, achtsam konsumieren und etwas unabsichtlich genießen. Beim Meditieren einfach darauf achten, wie es dem Körper und dem Geist gelingt, Ruhe und Entspannung zu finden. Alles, was mit Achtsamkeit erledigt wird, ist viel zufriedenstellender als die alltäglichen Dinge nur dem Autopiloten zu überlassen. Nach Wyrsch sei es als hochsensibler Mensch auch ganz wichtig darauf zu achten, nicht nur Werte für andere zu schaffen (Wertschöpfung), sondern auch etwas zu bekommen (Wertabschöpfung). Außerdem ist es vor allem für hochsensible Menschen wichtig, sich Klarheit über folgenden Fragen zu verschaffen: Welche Gewohnheiten stärken mich?, Welche Menschen tun mir gut?, Was für ein Mensch möchte ich sein?, In welche Richtung soll mein berufliche Tätigkeit gehen? Welche Arbeitsbedingungen entsprechen meinem Wesen? In der Feinsinnigkeit liegt ein großes Potential, sowohl für das Privatleben als auch für das Berufsleben. Die Herausforderung liegt darin, gut mit ihr umzugehen.
Foto: Illis Literaturplausch, Ilka Sundermann, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
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