Gütersloh: Europawahlkampf und Morkesabwahlkampf in der Fuzo, 1. Juni 2024
Gütersloh, 1. Juni 2024
Petrus meint’s weder gut noch schlecht mit den Gütsler Politikern: Bei bedecktem Himmel, immerhin ohne Regen, sorgten einige Wahlkampfstände in der Fuzo für eine belebte Innenstadt – sonst ist nie soviel los. Es sei denn, es wäre Markttag oder Verkaufsoffener Sonntag. Oder aus anderen Gründen. Zufällig ist heute Markttag, aber dennoch.
Im Vordergrund in rot weiß die SPD, dahinter die »Linke« in rot, die »Grünen« wiederum dahinter (ohne Zipfelmützenpartyzelt) in orange die CDU (derweil die Plakate inzwischen in petrol gehalten sind, was eigentlich die Hausfarbe der »BFGT« ist, während »Nobby« nun in #Magenta firmiert), zur Linken die FDP in blau, außerdem »Volt« und abgeschlagen, viel weiter hinten und ebenfalls ohne Zelt, die sogenannte »AFD«. Der SPD Europakandidat erinnert prima vista an Ralph Brinkhaus, aber der ist in der CDU. Das beste Wahlplakat präsentiert derweil die FDP: das Punkmotiv mit #MASZ. Gewagt, witzig, provokant – so ist sie, die den Kanzler als »Rechthaber« mit »geradezu autistischen Zügen« bezeichnet hatte, sich nun aber offenbar entschuldigt hat, während Scholz im Gegenzug darauf verzichtet hat, sie als »hartleibige Hektikerin« zu bezeichnen, um diese persönlichen Angriffe nicht eskalieren zu lassen und zur Sachebene zurückzukehren beziehungsweise dort zu verbleiben.
Einzig »Volt« vollte … wollte uns einen Prospekt in die Hand drücken. Die anderen nicht. Schade, denn wir hatten uns schon einen passenden Satz zurechtgelegt: »Danke. Wissen Sie, was die [#Partei] uns mal kann?« … darüber hätte man sich trefflich unterhalten können. Ein »Pro Nobby« Stand war indes nicht zu sehen. Die Initiative traut sich nicht, hat kein Geld oder will nicht. Wer weiß das alles schon.
Volt
Die zahllosen Wahlprogramme der Parteien sind natürlich auch online zu finden. Man fragt sich, ob sich überhaupt irgendjemand das alles durchliest. Und wozu. Es klingt alles gut, derweil völlig unverbindlich, und letztlich liegt die Macht in der EU bei der (nicht demokratisch gewählten) #Kommission und nicht beim Parlament.
Über die Floskelhaftigkeit geht’s bei »Volt« – was nicht überrascht – auch nicht hinaus. »Bildung und #Digitalisierung sind Schlüsselelemente des 21. Jahrhunderts«, »Eine innovative Wirtschaft ist der Motor für den Fortschritt der Gesellschaft«, »Niemand sollte zurückgelassen werden – ungeachtet von Geschlecht, Einkommen, #Religion oder Herkunft«, »Europa muss seiner Verantwortung in der Welt zur Sicherung unserer gemeinsamen Zukunft gerecht werden«, »Die europäischen Bürger müssen dazu in der Lage sein, fundierte politische Entscheidungen zu treffen, selbstständig über Wahlen hinaus Einfluss auf die #Politik zu nehmen und ihre demokratischen Rechte auszuüben«, »Wir lieben die EU – das heißt aber nicht, dass es keinen Raum für Verbesserungen gibt« …
Zum Klügsten, das aber schwer zu finden ist, gehört wohl eine Erkenntnis von George Bernard Shaw. Es täte ihm leid, nach Jahrzehnten der Forschung und Auseinandersetzung den Menschen keinen besseren Rat geben zu können, als ein wenig netter zueinander zu sein. Ob eine Shaw Partei mit so einem Slogan erfolgreich wäre? Wohl kaum. Wer soll das überhaupt sein? Das ist der, der nachts auf den Times Square getreten ist, und die Leuchtreklame bewundert hat: »Wie wunderschön muss das sein, wenn man nicht lesen kann« …
Erratum
Das Zitat ist von Aldous Huxley, nicht von Shaw. Huxley ist der mit dem Roman »Brave New World«, der die heutigen Zustände beschreibt. »1984« von George Orwell wurde nicht Realität. Nur teilweise. In Erster Linie hatte Huxley Recht und nicht Orwell. Er meinte letztlich, es werde einen Faschismus geben, in dem beispielsweise Bücher verboten werden würden. Huxley hingegen meinte, so etwas werde nicht passieren, denn es würde sie sowieso niemand mehr lesen. Was aktuell stattfindet, geht überwiegend in Richtung Huxley.
Nicht präsent war nicht nur die Aktion »Pro Nobby«, sondern auch »Die Partei« und »Die Piraten« waren nicht präsent.