Die Geschichte der Gütersloher Mohren-Apotheke begann 1950 mit Dr. Richard Schittny, der im polnischen Glatz bis 1945 eine Mohren-Apotheke besessen hatte, deren Geschichte bis ins Jahr 1390 zurückreicht. Am 1. Januar 1995 hat die Gütersloher Apothekerin Heike Sendt die Apotheke von Schittnys Sohn Hans, der das Geschäft 1954 übernommen hatte, gepachtet. Heike Sendt legte 1982 das Abitur am Städtischen Gymnasium ab und studierte in Münster Pharmazie. Nun hat die heutige Inhaberin Claudia Scherrer bekanntgegeben, die Apotheke umzubenennen, was bei Facebook für hitzige Diskussionen gesorgt hat.
Mit der Umbenennung reagiert sie nach eigenem Bekunden auf »zahlreiche Hinweise« von Güterslohern und sie will Unmut vermeiden. Den Namen hält sie hingegen an sich für unproblematisch. Nach Lesart einiger Gegner der Umbenennung leitet sich der Begriff »Mohr« von den Mauren ab, die einer unbewiesenen Theorie zufolge medizinisches Wissen nach Europa gebracht haben und mit dem Begriff geehrt werden sollten.
Der Begriff könnte einerseits vom griechischen »mauros« abgeleitet sein, was soviel wie »braun« oder »schwarz« bedeutet, oder vom griechischen »moros«, das soviel wie »töricht« oder »dumm« bedeutet. Dabei waren die Mauren als Nordafrikaner gar nicht schwarz. Und wenn es um die Ehrerbietung geht, warum hieß die Apotheke dann nicht »Mauren-Apotheke«Â oder »Mauritius-Apotheke«? Wozu der Umweg über das Wort »Mohr«, das heute umstritten ist, jedenfalls als veraltet gilt, und nach Meinung mancher rassistisch und diskriminierend ist.
Davon abgesehen: Früher war der Begriff unproblematisch, zumindest aus unserer Sicht, heute ist er es nun einmal nicht mehr. Der Zeitgeist wandelt sich, auch die Bedeutung von Wörtern wandelt sich. Das Wort »Verständnis«, das eigentlich das Verstehen von etwas bedeutet … heute ist es in der Regel eine Höflichkeitsfloskel.
Oder der »Boulevard«: Ein Boulevard ist eine breite von Bäumen flankierte und entlang einer ehemaligen Stadtmauer verlaufende Straße in Großstädten. Heute versteht man unter »Boulevard« in erster Linie so etwas wie »Gossenjournalismus«, »Sensationsjournalismus« oder »Yellow Press«.