»Elektro Plus« und ZVEH: Fragen und Antworten zur Elektroausstattung nach Norm
- Warum eine Ausstattung nach Norm oder die Mindestausstattung der Elektroinstallation bei #Hausbau und #Modernisierung wichtig sind.
Offenbach, 28. Dezember 2024
Der am 6. November 2024 beschlossene Gesetzentwurf zur Einführung des Gebäudetyp E soll es ermöglichen, von bautechnischen Normen abzuweichen und einfacher und kostengünstiger zu bauen. Eine der im Entwurf genannten Normen ist die DIN 18015 2, die die Mindestausstattung elektrischer Anlagen in Wohngebäuden definiert. Doch ist es wirklich zielführend, an dieser kritischen Infrastruktur im Haus zu sparen mit Blick auf die Sicherheit, aber auch in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit unseres Gebäudebestandes?
Der ZVEH und die Initiative »Elektro Plus« geben Antworten auf einige Fragen zu Standards und Ausstattung der #Elektroinstallation.
Bei Neubau und Sanierung an der Elektroinstallation sparen – wie sinnvoll ist das?
Die Festlegung einheitlicher Ausstattungswerte für die Elektroinstallation in Häusern und Wohnungen schafft Transparenz und Planungssicherheit für alle am Bau Beteiligten. Die Mindestausstattung elektrischer Anlagen in Wohngebäuden ist in der Planungsnorm DIN 18015 2 beschrieben. Dabei handelt es sich um Empfehlungen, die erst dann verbindlich werden, wenn sie als Ausstattungsstandard zwischen Bauherren und Installationsunternehmen vertraglich vereinbart sind.
Welche Ausstattungsstufen gibt es?
In Anlehnung an die DIN 18015 2 haben Experten die Richtlinie RAL RG 678 entwickelt, die drei Ausstattungsstufen definiert: 1 Stern entspricht der Mindestausstattung gemäß DIN 18015 2, 2 Sterne sind die Standardausstattung und 3 Sterne gelten als Komfortausstattung. Die jeweils angegebene Anzahl von Schaltern, Steckdosen und Stromkreisen ist das Ergebnis langjähriger Erfahrungen aus der Praxis und technischer Expertise. Sie sichert Qualität und Vergleichbarkeit beim Mieten, Kaufen, Bauen und Modernisieren.Â
Warum ist eine normgerechte Elektroinstallation wichtig?
Eine Elektroinstallation nach DIN 18015 2 gewährleistet zeitgemäße Sicherheitsstandards und Wohnkomfort. Darüber hinaus hilft sie, Missverständnisse zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer zu vermeiden und bietet als Grundlage für vertragliche Vereinbarungen und die Baubeschreibung Rechtssicherheit für alle Beteiligten.
Wie trägt eine genormte Elektroinstallation zur Sicherheit bei?
Eine genormte Mindestausstattung der Elektroinstallation minimiert das Risiko von #Kurzschlüssen, #Stromunfällen und Bränden. So empfiehlt die DIN 18015 2 beispielsweise eine Platzreserve von 20 Prozent im Hausverteiler, um Überhitzungen im Verteiler und damit Brandgefahr zu vermeiden. Außerdem verhindert sie eine zu schnelle Alterung von Leitungen und anderen Bauteilen und sichert so die zuverlässige Funktion der Anlage. Ein weiteres Beispiel: Die Norm fordert auch eine ausreichende Anzahl von #Fehlerstromschutzschaltern (RCDs) und gleichzeitig eine Begrenzung der Anzahl der #Stromkreise pro Schalter. Damit wird verhindert, dass ein auftretender Fehler die gesamte Anlage abschaltet, was die #Sicherheit in #Haus und #Wohnung erhöht. Pro Fehlerstromschutzschalter sollten daher maximal 6 Stromkreise angeschlossen werden.
Welche Vorteile hat eine ausreichende Elektroinstallation für den Wohnkomfort?
Die Mindestausstattung stellt sicher, dass genügend Steckdosen und Stromkreise vorhanden sind, damit moderne Haushaltsgeräte problemlos betrieben werden können, ohne die Elektroinstallation zu überlasten. Eine zu geringe Ausstattung führt dazu, dass die Bewohner auf Mehrfachsteckdosen zurückgreifen, die zur Brandgefahr werden können. Bei der Vielzahl von Elektrogeräten, die heute im Haushalt verwendet werden, ist es jedoch ratsam, besser eine höhere Ausstattungsstufe als die Mindestausstattung zu wählen – wir empfehlen mindestens eine 2 Sterne Installation.
Wie unterstützt eine gute Elektroinstallation die #Energiewende?
Keine Energiewende ohne zukunftsfähige elektrische Infrastruktur! Die nach DIN 18015 2 geforderte Platzreserve im Verteiler erleichtert zukünftige Anpassungen, Erweiterungen und Umnutzungen. Die Mehrkosten für den größeren Verteiler sind eher gering im Vergleich zu einer kompletten Neuerrichtung, die aufgrund von Platzmangel bei einer Anlagenerweiterung notwendig werden könnte. Ausreichende Stromkreiskapazitäten ermöglichen zudem Erweiterungen für den Einsatz von Energiewendetechnologien wie #PV #Anlagen, #Stromspeichern, #Wärmepumpen oder #Ladestationen für #Elektroautos. Die Planungsnorm DIN 18015 2 und die RAL RG 678 geben hier eine verlässliche Orientierung.
Eine Elektroinfrastruktur, die von der Kapazität her flexibel ist für zukünftige Veränderungen, sorgt auch für Nachhaltigkeit beim Bauen und Wohnen. Eine zu sparsame Ausstattung kann spätere Umbauten erforderlich machen, die mit höheren Kosten und erheblichem Aufwand verbunden sind und in keinem Verhältnis zu den geringen Mehrkosten für die Flexibilität stehen.
Welchen Einfluss hat die Elektroinstallation auf den Wert einer #Immobilie?
Eine gut geplante und normgerechte Elektroinstallation erhöht den Wert einer Immobilie, da Käufer und Mieter eine moderne technische Infrastruktur bevorzugen. Sparinstallationen können schnell teure Nachrüstungen erforderlich machen, um aktuellen Standards und zeitgemäßen Anforderungen gerecht zu werden.
Macht eine Sparversion der Elektroinstallation à la Gebäudetyp E die Wohnungen günstiger?
Die Reduzierung von Steckdosen und Zuleitungen kann zwar beim Bau einer Wohnung Kosten sparen, führt aber langfristig zu Komforteinbußen und birgt möglicherweise Sicherheitsrisiken. Bei späteren Umbauten können hohe Mehrkosten entstehen. Ein Beispiel: Die Elektroinstallation einer Dreizimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus (#Bad, #Küche, #Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer) kostet mit der Mindestausstattung nach DIN 18015 2 ohne zentralen Zählerschrank rund 3.800 Euro. Wird die Anzahl der Steckdosen halbiert, können circa 800 Euro eingespart werden. Eine Reduzierung der Zuleitung und ein kleinerer Stromkreisverteiler sparen weitere 150 Euro. Damit ist die Dreizimmerwohnung in der Sparvariante rund 950 Euro günstiger als in der Mindestausstattung, allerdings verbunden mit Komforteinbußen und Sicherheitsrisiken, zum Beispiel durch die sehr wahrscheinliche Verwendung von Mehrfachsteckdosenleisten. Steht dann später doch eine Nachrüstung an, entstehen erhebliche Mehrkosten. Der Wert der Wohnung sinkt.
Zu beachten ist auch, dass die in der DIN 18015 2 beschriebene Mindestausstattung keinen besonderen Komfort bietet. In der RAL RG 687 wird die in der DIN 18015 2 beschriebene Mindestausstattung als 1 Stern Ausstattung bezeichnet. Für zukunftssicheres, nachhaltiges Bauen werden höhere Ausstattungswerte empfohlen. Die 1 bis 3 Sterne Ausstattungen sind in der Praxis erprobte Richtwerte und ermöglichen jedem, nach seinem individuellen Budget zu planen.
Weitere Informationen zur RAL RG 678 und dem neuen RAL Online Tool »Raumplaner« finden Interessierte auf der Website der Initiative »Elektro Plus«Â …